Über Grenzen & Regenbögen.

Es geht nicht darum, dass du nun lernen musst, immer und zu allen Nein zu sagen. Natürlich nicht. Hilf anderen, sei für andere da, so viel du willst - aber eben nur dann! Du brauchst die Freiheit, in dich hineinzuhorchen, ob es in dir ein »Ja« oder ein »Nein« gibt. Und, wenn es ein »Nein« gibt, diesem auch zu folgen.

Der Schöpferplan lässt niemanden hängen, und wenn in dir ein Nein herrscht, dann ist zu helfen in diesem Fall einfach nicht deine Aufgabe. Und dem anderen Menschen wird, im Vertrauen, anders geholfen werden.

Du widersetzt dich dem göttlichen Plan, wenn du etwas tust, obwohl du es nicht aus vollem Herzen tun willst. Ist dir das eigentlich klar? Sagt dein Inneres nein, dann hast du nicht den Auftrag, das zu erledigen, auch wenn du darum gebeten wirst. Derjenige, der Hilfe braucht, kann sie entweder in sich selbst finden, oder er muss lernen, sich dafür zu öffnen, dass Hilfe kommt, ohne darauf zu bestehen, dass sie von dir kommen muss. Meistens geht es um das Erste, denn Coabhängige ziehen Menschen an, die sich nicht in der Lage fühlen, für sich selbst zu sorgen.

Du nimmst ihnen genau das ab, was sie eigentlich endlich selbst lernen sollten. Aber weil du es immer wieder für sie tust - und daraus deine Kraft beziehst, denn du wirst schließlich gebraucht, bist wichtig, der andere ist ohne dich ja völlig aufgeschmissen, nicht wahr? -, kommen sie nicht in ihre Kraft, und es entsteht ein unseliges gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Das Verrückte dabei ist, dass du, wenn du coabhängig bist, den anderen genauso brauchst wie er dich. Denn du glaubst, dein Wert hängt davon ab, wie sehr du - scheinbar! - gebraucht wirst. Warum nur scheinbar? Weil der andere in Wahrheit etwas ganz anderes braucht, nämlich eigenen Mut, eigene Kraft und einen eigenen Zugang zur schöpferischen Energie - nicht dein zähneknirschendes »Dann mach ich's halt«.

Aber - um die klassische Frage zu stellen - wozu dient es, wenn du nicht nein sagen kannst, wenn du also deinen eigenen inneren Impulsen nicht folgen kannst? Was hast du davon, wie nutzt es dir - oder bist du einfach zu gut für diese Welt?

Wie immer geht es um Energie. Wenn du gelernt hast, dass du Energie von anderen bekommst, indem du ihnen welche gibst, wenn du dann noch gelernt hast, dass du diese Energie dringend brauchst, weil dir keine andere zur Verfügung steht, dann bist du bereit, auch noch das letzte energetische Hemd herzugeben, um genährt zu werden. Bist du coabhängig, so hast du das Gefühl, zu verhungern, wenn du nicht für andere da bist, du fühlst dich leer, hilfos, nutzlos und spürst dich nicht.

Viele Coabhängige nehmen sich überhaupt nur wahr, wenn sie etwas für andere tun, sind nur in geringem Maße an ihr eigenes Energiefeld angeschlossen und brauchen die Lichtkraft der anderen, die emotionale Energie, selbst wenn sie nur sehr spärlich fließt. Coabhängigkeit ist in der Hauptsache Austausch von emotionaler Kraft, von scheinbarer spiritueller Muttermilch, von Fürsorge und emotionaler Nahrung. Meistens wird diese Nahrung mit Liebe verwechselt, mit echter, kraftvoller Lichtnahrung, mit einer echten Sättigung. Die emotionale Nahrung macht deshalb so süchtig, was übrigens von suchen stammt, weil sie nur scheinbar den Hunger stillt. Sie kommt nicht aus hohen Energiefeldern, nicht aus dem Herzen, sondern fließt aus dem Mangel des anderen. Sie erhöht nicht dein eigenes Feld, sondern stärkt nur den kleinen Frequenzbereich, den sie selbst umfasst.

Ich gebe dir einmal ein Bild: Eigentlich brauchst du weißes Licht, damit dein ganzes Feld gefüllt wird, denn das weiße Licht enthält alle Farben, alle Schwingungsebenen. Doch du bekommst vom anderen nur einen Hauch von Rot (oder Gelb oder Blau - nimm es als Bild). Dein innerer Regenbogen strahlt jetzt zwar im roten Bereich ein bisschen kräftiger, aber die anderen Bereiche bleiben blass. Nun passiert Folgendes: Du weißt nicht, dass die Quelle für das, was du wirklich benötigst, das göttliche weiße Licht ist. Du glaubst, der andere habe, was du brauchst. Also mobilisierst du alle Reserven, ziehst dir selbst noch ein bisschen Energie aus dem System und gibst es ihm - dafür bekommst du wieder ein wenig Rot. Du glaubst vielleicht, dass er dir irgendwann sicher schon geben wird, was du brauchst, und Rot ist immerhin besser als gar nichts - also strengst du dich noch mehr an. Dabei übersiehst du, dass der andere nun einmal nur das Rot hat; er kann dir nichts anderes geben.

Der Preis, den du für das bisschen Energie zahlst, ist absurd hoch. Es wird dich auf Dauer auslaugen, bitter und frustriert machen. Daher hast du nichts zu verlieren, denn du gewinnst in diesem ungerechten Tauschgeschäft nichts: Versuch es einfach, schließe dich an das weiße Licht an, dann bist du augenblicklich kraftvoll, und deine Farben strahlen und funkeln. Wenn du dann etwas weitergeben willst, tu es. Deine Kraft beziehst du ja jetzt aus der unendlich großen, unerschöpflichen göttlichen Quelle. Gibt dir der andere etwas zurück, so freust du dich darüber, aber du bist nicht abhängig davon.

Und weil du das nicht bist, kannst du ihm zeigen, wie er sich selbst an die göttliche Quelle anschließen kann - du erinnerst ihn damit an seine Unabhängigkeit und Freiheit. Es kann sein, dass er an dir herumzuquengeh beginnt, dir sagt, dass nur deine Zeit, Aufmerksamkeit und Energie für ihn gut ist, dass er unbedingt etwas von dir braucht - aber nun weißt du, dass das nicht stimmt. Und weil du nicht mehr abhängig von seiner Energie bist, kannst du nein sagen und ihn an die Lichtkraft verweisen. Und selbst wenn er noch nicht offen dafür ist, brauchst du ihm nichts zu geben, falls es dir widerstrebt. Denn woher weißt du, dass der Mangel, der dann im anderen entsteht, nicht genau der Druck ist, den er braucht, um sich zu öffnen?

Wie immer sprechen wir hier natürlich nicht von Hartherzigkeit und fehlendem Mitgefühl, sondern davon, dass du deinen wahren Impulsen folgst. Das funktioniert auch andersherum: Du sagst dir zum Beispiel, dass du dem Bettler auf der Straße nichts gibst, weil er sowieso nur Alkohol kauft - aber wenn dein Gefühl ja sagt, dann tue es bitte dennoch. Du folgst deinem Herzen, und das schlägt vollkommen anders, als es dein Kontrollzwang und die Konzepte deines Verstandes vorsehen. Wenn du allerdings coabhängig bist, dann kannst du deinem Herzen nicht folgen, in keine Richtung – kannst weder frei ja noch nein sagen. Doch um genau diese Freiheit geht es.

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She awakens.